Allgemeines über Vorkommen, Gattungen, Fortpflanzung und Haltung
Zwerggarnelen erfreuen durch ihre Farb- und Artenvielfalt immer mehr Aquarianer. In der Aquaristik hat sich in den letzten Jahren kaum ein anderer Trend so erfolgreich etabliert, wie die Haltung und Zucht von Zwerggarnelen und anderen wirbellosen Tieren. Besonders in asiatischen und einigen europäischen Ländern ist die Garnelenzucht von diversen Farb- und Hochzuchtformen zu einem wahren Hype geworden, bei denen die Tiere nicht selten zu sehr hohen Preisen gehandelt werden. Auch bei uns in Deutschland hat sich im Laufe der vergangenen Jahre eine große sogenannte Wirbellosenszene mit Vereinen und Ausstellungen entwickelt. Der Markt begleitet diese ständig wachsende Bewegung mit zahlreichen neuen, auf das Hobby abgestimmten Produkten. Aus den anfangs gehaltenen Wildformen haben Züchter bis heute zahlreiche Farb- und Zuchtformen herausgezüchtet.
Die Wildformen der Zwerggarnelen stammen vor allem aus Südostasien und den Inseln des Indopazifik. Sie kommen jedoch auch in Afrika, Amerika und Europa vor. Dort besiedeln sie je nach Art unterschiedliche Gewässer. So leben z.B. Bienengarnelen in Vegetations- und Nährstoffarmen sauberen Bergbächen. Rückenstrichgarnelen kommen neben Bächen auch in Vegetations- und Nährstoffreicheren Flüssen, Tümpeln und Seen vor. Amanogarnelen besiedeln eher Unterläufe von Bächen und Flüssen da ihre Nachkommen zur Entwicklung ins Meer wandern müssen. Eine Besonderheit sind z.B. auch die sogenannten Sulawesigarnelen, wie die Kardinalsgarnelen welche endemisch in Seen auf der indonesischen Insel Sulawesi vorkommen. Die überwiegend in Süß- und zum Teil in auch Brackwasser lebenden Zwerggarnelen werden von zwei sich in den Schwimmbeinen und Mundwerkzeugen unterscheidenden Gattungen gebildet ( Caridina und Neocaridina ).
Auch bei der Vermehrung unterscheidet man zwischen zwei Fortpflanzungstypen, dem spezialisierten und primitiven Typ. Beim spezialisierten Fortpflanzungstyp beginnt die Vermehrung mit dem bilden von Laich im Nackenbereich des Weibchens ( erkennbar am sogenannten Eifleck ). Nach ungefähe 4-6 Wochen Reifezeit gibt das Weibchen während einer Häutung Sexuallockstoffe ( Pheromone ) ans Wasser ab. Daraufhin reagieren die Männchen mit wildem Umherschwimmen ( Paarungsschwimmen ). Hat ein Männchen das Weibchen gefunden, versucht es sich seitlich an dieses zu klammern um seine Samenpakete in die Nähe ihrer sogenannten Bauchtaschen abzugeben. Nach erfolgreicher Paarung presst das Weibchen die Eier in die Bauchtaschen wobei sie von den anhaftenden Samenpaketen des Männchens befruchtet werden. Je nach Garnelenart werden dann 20-50 Eier für ca. 4-6 Wochen in den Bauchtaschen des Hinterleibes, nahe den Schwimmbeinen getragen, aus denen letztendlich winzige fertig entwickelte Junggarnelen schlüpfen. Zum spezialisierten Fortpflanzungstyp zählen z.B. Bienengarnelen und Rückenstrichgarnelen, welche sich auch ( wenn die Lebensbedingungen stimmen ) relativ leicht nachzüchten lassen. Beim primitiven Fortpflanzungstypen reifen die Eier ebenfalls in den Bauchtaschen heran, werden dann aber als nicht fertig entwickelte Larven ins Wasser abgegeben (z.B. Amanogarnelen ) . Danach werden sie durch die Strömung der Flüsse ins Meer getrieben. Die Larven benötigen Brack- bzw. Meerwasser und durchlaufen mehrere Larvenstadien, um letztendlich als fertige Junggarnelen wieder in die Süßwasserflüsse zurück zu kehren. Die Nachzucht vom primitiven Fortpflanzungstyp gestaltet sich daher schwerer und aufwendiger.



In der Natur ernähren sich Zwerggarnelen von Algen, Bakterienaufwuchs und Detrius. Als Allesfresser verschmähen sie auch abgestorbene Pflanzenteile, Insekten und deren Larven sowie Aas nicht. Für die Aquaristik bietet der Handel inzwischen viele speziell auf Garnelen abgestimmte Haupt- und Ergänzungsfuttermittel an. Aber auch handelsübliches Fischfutter wird von Garnelen gerne angenommen. Zur Abwechslung kann hin und wieder Grünfutter in Form von Gemüse, wie z.B. Paprika, Gurke, Zucchini oder auch zum Teil frische Blätter, wie Brenneselblätter gefüttert werden. Dabei sollte aber immer darauf geachtet werden, das das Wasser nicht zu sehr belastet wird. Getrocknetes Herbstlaub, z.B. Buche und Eiche ( sowie Erlenzapfen mit ihrer keimreduzierenden Wirkung ) sollten in keinem Garnelenbecken fehlen, da sich bei ihrer Zersetzung durch Mikroorganismen ein unsichtbarer Bakterien- und Algenrasen bildet, welcher den Garnelen als ständige Nahrungsquelle zur Verfügung steht und abgeweidet wird. Auch die regelmäßige Gabe von sehr feinem Staubfutter und im Handel erhältlichen Wasserzusätzen, welche eben diesen Biofilm fördern, sind sehr zu empfehlen. Grundsätzlich ist bei der Garnelenfütterung weniger oft mehr und es reicht je nach Besatz, nur alle zwei bis drei Tage zu füttern. In einem Gesellschaftsaquarium mit Fischen brauchen Garnelen nicht extra gefüttert zu werden, da in der Regel genügend für sie abfällt. Eine Vergesellschaftung mit Fischen, wie z.B. diversen kleinen Salmlern und Welsarten, die den Garnelen nicht nachstellen, ist problemlos möglich. Bei der gemeinsamen Haltung verschiedener Garnelenarten untereinander ist zu beachten, das es zu Kreuzungen naher verwandter Arten bzw. vermischen von speziell selektiert gezüchteten Farbformen kommen kann.
Zwerggarnelen lassen sich bereits in kleinen Becken ab 12 Litern halten und züchten. Größere Becken ab ca 30 Liter sind aber wegen der zu erwartenden steigenden Populationsdichte empfehlenswerter als sogenannte Nano Becken. Ein größeres Aquarium ist auch stabiler im ökologischen Gleichgewicht zu halten und zu pflegen als kleinere Becken. Für die am meisten gepflegten Arten reicht Zimmertemperatur (ca 21 Grad) völlig aus und es kann auf eine zusätzliche Heizung verzichtet werden. Da auch leichte Schwankungen der Temperatur (Tag/ Nacht) für die Tiere positiv sind. Bei der Einrichtung sollte darauf geachtet werden, das keine Materialien verwendet werden welche eventuell toxische Substanzen, wie z.B. diverse Metalle, Weichmacher etc. an bzw. in das Wasser abgeben. Im Verdacht stehen einige Dinge wie z.B. kunststoffummantelter Kies, sowie diverse Deko Kunststoffteile, aber auch Wurzelhölzer wie das Mopaniholz, welches vermutlicher Weise durch Metalleinschlüsse aufgrund von Sandstrahlung, vorbelastet ist. Giftig für Garnelen können auch Rückstände von Pflanzenschutz oder Düngemitteln an neu erworbenen Wasserpflanzen sein, weshalb sie grundsätzlich vor dem Einsetzen gründlich gewässert werden sollten. Abgestandenes Wasser aus Durchlauferhitzern so wie aus Kupfer- und Bleiwasserleitungen sollte man zunächst abfließen lassen bevor man einen Wasserwechsel durchführt, da z.B. schon geringste Mengen Kupfer für Garnelen tödlich sind. Bei der Beckeneinrichtung eignet sich grober Sand bzw. feiner Kies mit einer Körnung von 1-2 Millimetern, da Pflanzenwurzeln Halt finden, umspült werden und dennoch wenig Eintrag von Futterresten und Mulm in den Boden stattfinden. Wurzeln wie Mangroven oder Moorkienholz ( kein Mopaniholz ) auf dessen Oberfläche sich zahlreiche unsichtbare Mikroorganismen ansiedeln, sollten in keinem Garnelenbecken fehlen.
Eine Bepflanzung des Beckens, mit vorzugsweise feinfiedrigen Pflanzen in denen sich vor allem Jungtiere verstecken können und auch Nahrung finden, sollte auch vorhanden sein. Schwimmpflanzen in denen sich die Tiere gerne aufhalten und welche durch ihr generell schnelles Wachstum dem Wasser zusätzlich noch Nährstoffe wie Nitrat entziehen sind empfehlenswert. Als Filter eigenen sich im Garnelenaquarium besonders luftbetriebene Schwammfilter, da ihre Schaumstoffpatronen Babygarnelensicher sind und sie eine große Oberfläche für die Ansiedlung von Bakterien bieten. Zudem finden Garnelen Nahrung in Form von kleinen Schwebeteilchen und Mikroorganismen auf der Schwammoberfläche. Zusätzlich wird das Wasser bei luftbetriebenen Filtern ständig mit Sauerstoff angereichert, was den Tieren ( welche ja in der Natur meist in klaren, sauerstoffreichen Fließgewässern leben ) sehr entgegenkommt. Generell mögen Garnelen sauberes, keimarmes Wasser, daher sollten wöchentlich ,je nach Besatz , 30-50 % des Aquarienwassers gewechselt werden. Die Keimzahl des Wassers soll dadurch möglichst gering gehalten werden, da schlechte Wasserwerte letztendlich zu Schwächung und Krankheiten der Tiere führen.
